"Es ist an der Zeit, dass wir Spieler da raus auf´s Eis gehen und unsere Ziele erreichen."
Gopfert im Trikot der Charlotte Checkers im Jahre 2011 (Foto: Wikipedia, User: RangerRick) |
Der Mann aus Kings Park, New York gilt als einer der besten Torhüter im Deutschen Raum, und ist dazu noch ein absolouter Fanliebling. Über Stationen in der ECHL (unter Anderem Carolina Stingrays), der AHL (Charlotte Checkers) und der EBEL (Red Bull Salzburg) kam der US-Boy an den Rhein. Davor spielte Goepfert auch schon eine Saison bei den Hamburg Freezers. In diesem Interview redet der Goalie der DEG unter Anderem über die vergangene, sowie die kommende Saison, als auch über seine schwere Verletzung und seinen aufgestellten Rekord beim Spiel gegen die Eisbären Berlin.
Wir sprechen dich gerade in deiner "Eishockeyfreien Zeit". Wo bist du gerade und was machst du während der Sommerpause?
Die Saison 2013/2014 ist vorbei und die DEG stand am Ende auf dem letzten Tabellenplatz. Was ist deiner Meinung nach schief gelaufen?
Wir waren ein junges Team, und ein junges Team macht in den meisten Fällen einfach mehr Fehler. Und mit Verletzungen und Strafen unserer Schlüsselspieler haben wir es nicht geschafft, so um die Play-Off-Plätze anzutreten, wie wir wollten. Aber wie sonst überall ist es auch hier so, dass schwere Zeiten eine Person stärker machen. Die jungen Spieler haben sich entwickelt, und außerdem glaube ich, dass es die älteren Spieler einfach hungriger macht, wenn du so oft verlierst, und sie es viel mehr honorieren, wenn wir mehr gewinnen, weil es in den letzten zwei Saisons echt schwer war, zu gewinnen.
Aber dieses Jahr war nicht das Schlechteste für dich! Du hast mit 77 Paraden den DEL-Rekord des verstorbenen Robert Müller gebrochen. Wann hast du gemerkt, dass du diesen Rekord gebrochen hast, und was bedeutet er dir?
Ich glaube es war auf der Busfahrt von Berlin nach Hause, als ich es bemerkt habe. Ein Teamkollege hat es mir erzählt. Nach dem Spiel habe ich gemerkt, dass es einige Schüsse gewesen sein müssen, aber so viele hatte ich auch nicht erwartet. Ich war extrem müde und musste ziemlich verkrampft in den Raum unseres Arztes gehen, nachdem er mir die genaue Schusszahl veratten hatte.
Ich weiß nicht wirklich, was der Rekord mir bedeutet. Ich war glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben, denn zu dieser Zeit habe ich nicht gerade gut gespielt, und wir hatten seit einer Weile nicht mehr gewonnen. Ich war durch meine Bemühungen glücklich und freute mich, endlich einmal wieder lachende Gesichter in der Kabine zu sehen.
Aber natürlich gibt es auch immer die schlechten Seiten im Sport: Die Verletzungen. In der abgelaufenen Saison hattest du mit einer Kehlkopfverletzung eine besonders Schwere erlitten. Wie hast du den Moment, als es passierte, in Erinnerung und war die Verletzung so gravierend, wie man es in der Presse hörte?
Ich erinnere mich noch an den Spielzug. Wir waren in Unterzahl und ein Kölner Spieler wartete im Slot auf einem Schuss. Ich habe ihn herausgefordert, aber als sich der Schuss in der Luft befand, änderte ich meine Meinung und deshalb war ein Stück zwischen meinem Helm und meinem Brustpanzer frei. Ich hatte sofort Schmerzen, da der Puck zuerst einen kleinen Schlüsselbeinknochen einschlug, bevor er mich auf der Seite meines Nackens traf. Dann wurde der Schmerz nebensächlich, nachdem ich fühlte, wie meine Nackengegend anschwoll und es schwer wurde, zu schlucken. Das war das Erschreckenste daran. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich so schnell von den Teamärzten und den Notärzten im ISS Dome behandelt wurde. Ich wusste, dass etwas falsch war, aber ich habe nicht realisieren können, wie ernsthaft es war, bis es mir die Ärzte im Krankenhaus erzählten, wie viel Glück ich hatte.
Hat man noch so einem Schockmoment nicht Angst, wenn man aufs Eis zurückkehrt?
Das ganze ereignete sich an einem Sonntag, und den folgenden Dienstag hatten wir wieder ein Spiel.
Da Stef (Stefan Ridderwall, Anm.d.Red.) mit einer Gehirnerschütterung ausfiel, versuchte ich mich, so gut es ging auf das Spiel vorzubereiten, um einsatzbereit zu sein, falls mir die Ärzte eine Freigabe erteilen würden.
Trotzdem war es sehr hart für mich, das alles zu vergessen, weil ich die meiste Zeit des Tages damit verbrachte, Interviews über meine Verletzung zu geben. Beim Training am Dienstagmorgen war ich etwas ängstlich und wusste nicht genau, wie ich an diesem Abend auftreten sollte. Aber all dies verflog am Abend. Ich wurde etwas emotional durch den Empfang, den mir die Fans vor dem Spiel bei der Mannschaftsaufstellung gaben. Es gab mir Adrenalin, um all das zu vergessen und mich auf meinen Job zu fokussieren.
In der abgelaufenen Saison hatte die DEG mit Stefan Ridderwall einen Back-Up, der viele Spiele gemacht hat. Wie war es für dich, bei diesen Spielen draußen zu sitzen, und zuzusehen? Warst du froh, eine Pause zu haben oder bist du ein Spieler, der am liebsten jedes Spiel spielen würde?
Ich mag es echt gerne, viel zu spielen, allerdings weiß ich, dass du das als Profi und Torhüter nicht immer kannst. Also musst du dich damit anfreunden. Ich hatte immer eine großartige Beziehung mit meinen Goaliekollegen und bei Stefan war das nicht anders. In den letzten Saisons hatten Goalies immer den schwersten Job, weil wir so viele Schüsse und großartige Chancen abwerten mussten, sodass Stefan und ich gute Freunde wurden und uns, sowohl auf, als auch neben dem Eis, vertrauten um mit Frustration, die unser Job mit sich bringt, klarzukommen, denn niemand weiß, was für Herausforderungen ein Goalie hat, wie ein anderer Goalie.
Wenn man bei YouTube nach dem Namen Bobby Goepfert sucht, findet man als erste Treffer Videos von dir, wie du nach einem Sieg auf dem Eis tanzt. Wie bist du auf diese Idee gekommen und wie fühlt es sich an, wenn die Fans auf den Rängen mitgehen und deinen Namen schreien?
Oh. Das war in meinem ersten Jahr bei der DEG. Simon Danner hatte ein Mikrofon in der Hand, nachdem wir Hamburg besiegt hatten und startete einen "Bobby Tanzen" Schlachtruf, also gab ich nach und die nächste Saison passierte das fast jedes Heimspiel. Es macht Spaß, mit den Fans zu feieren, allerdings bin ich nicht der beste Tänzer der Welt, und mir fallen keine Moves mehr ein. Zuhause gewinnen ist das Beste, allerdings macht sich meine Familie über mein Tanzen lustig.
Du hast vor ein paar Jahren, bevor du für die DEG gespielt hast, ein Jahr bei den Hamburg Freezers gespielt.
Hast du irgendwelche großen Unterschiede zwischen der DEG und den Freezers aufgefallen?
Also ich kam ja im Dezember nach Hamburg. Das Team war voller Veteranen und weit abgeschlagen von den Play-Off-Plätzen. Wir haben dann einen ziemlichen Lauf hingelegt aber schwächelten auf der Zielgeraden. Das Team hatte, meinen Verständnis nach, ein hohes Budget zur Verfügung und hätte is in die Play-Offs schaffen müssen. In den letzten Jahren hatten wir bei der DEG kein allzu großes Budget, hatten viele junge Spieler, und die Öffentlichkeit hatte nicht gerade die höchsten Erwartungen an uns. Aber beide Vereine werden großartig von passionierten Fans unterstützt und beide Vereine sind meine Lieblingsstationen in meiner Karriere.
In der nächsten Saison werden Tim Conboy, Travis Turnbull und Jakub Ficenec für die Düsseldorfer EG auflaufen. Diese Spieler hatten eine große Rolle in der diesjährigen Meistermannschaft des ERC Ingolstadt. Auch Rob Collins wird von Köln zu euch zurückkehren. Wie werden euch diese Spieler das nächste Jahr helfen?
Ich glaube, dass es großartig wird Spieler zu haben, die nicht nur großes Talent, sondern auch Führungsqualitäten und Veteranenpräsenz besitzten, zu denen die Jungs aufsehen können und die sie führen.
Das kann unserem Team nur helfen.
Was können wir nächste Saison von einer Düsseldorfer EG mit solchen interessanten Neuzugängen erwarten?
Ich freue mich sehr auf die neue Saison. Ich erwarte, dass wir ein hungriges Team haben, das hart kämpft, und das ein schwerer Gegner ist. Davon abgesehen möchte ich keine Vorhersagen mehr treffen. Seit zwei Jahren reden wir jeden Sommer darüber, was wir erreichen wollen. Allerdings ist das Reden nichts wert. Es ist an der Zeit, dass wir Spieler da raus aufs Eis gehen und unsere Ziele erreichen.
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